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Schilddrüsenprobleme beim Hund

Da Schilddrüsenprobleme beim Hund leider immer noch häufig unterschätzt und / oder gar nicht erst erkannt werden, möchte ich mich ganz herzlich bei Claudia Münning bedanken, dass sie ihre ausführliche Übersicht mit den wichtigsten Fragen und Antworten zur Schilddrüse zur Verfügung gestellt hat.

 

Häufig gestellte Fragen im Zusammenhang mit Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden

Dies ist eine Sammlung von Infos, die ich aus Beiträgen und Erfahrungen zusammengetragen habe, weil sich erfahrungsgemäß die Fragen doch immer wieder sehr ähneln, die jemand stellt, bei dessen Hund eine SDU festgestellt wurde. Wenn ich was falsches schreibe, dürft Ihr natürlich widersprechen per Mail oder PN in einem der Foren.

Wer weitere Infos sucht oder was noch genauer wissen will, hier gibt es eine Fülle von Informationen:

Yorkie-Forum

oder im Buch von Beate Zimmermann: zum Buch

 

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Die klassischen Symptome, die jeder Tierarzt erkennen müsste:

  • schlechte Fellqualität (auch: nackte Beine, nackter Bauch, dünne Ohrbehaarung, grosser nackter Nasenspiegel)
  • Trägheit
  •  Fettleibigkeit
  • „trauriges“ Gesicht

Darüber hinaus gibt es aber auch noch andere, unter Tierärzten oft weniger bekannte Symptome:

  • Hibbeligkeit
  • aggressives Verhalten
  • Angstverhalten bis hin zu Panik
  • nimmt trotz viel fressen nicht zu
  • Ohrentzündungen, offene Ohrspitzen
  • schlechte Wundheilung
  • humpeln
  • Herzprobleme
  • schlechte Ansprechbarkeit im Training
  • friert schnell
  • hecheln in Ruhephasen ohne erkennbaren Grund (Wärme, Stress, Schmerzen etc.)

Alle diese Symptome können natürlich auch bei anderen Krankheiten auftreten, aber wenn mehrere dieser Symptome zusammentreffen und zum Teil sehr extrem heftig sind, lohnt es sich auf jeden Fall, die Schilddrüsenwerte des Hundes bestimmen zu lassen. Und sei es auch nur, um eine Schilddrüsenunterfunktion ausschliessen zu können und nach anderen Ursachen zu suchen.

Schilddrüsenüberfunktionen gibt es bei Hunden übrigens nur sehr sehr selten. Anders bei Katzen. Hier gibt es eher Schilddrüsenüberfunktion als -unterfunktion.

Welche Blutwerte brauche ich, um festzustellen, ob mein Hund eine SDU hat?

T4 und TSH sind mindestens erforderlich, um den Verdacht, dass mit der Schilddrüse etwas nicht stimmt, zu bestätigen. Sehr wichtig sind generell ein Organprofil und ein Blutbild, um evtl. andere Krankheiten ausschliessen zu können, die die Schilddrüsenwerte beeinflussen können.

Ein Hinweis, welche Krankheiten infrage kommen können findet sich hier:

Wikipedia – Euthyroid Sick Syndrom

Je nach Geldbeutel ist es sinnvoll, noch folgende Werte zu bestimmen:

– fT4, T3, fT3, TAK

Dies sind weitere Werte, die einen Aufschluss über die Funktionsfähigkeit der Schilddrüse geben.

– Selen, Zink, Jod, Eisen

Wenn diese Werte einen deutlichen Mangel anzeigen, besteht die Gefahr, dass die Schilddrüse nicht korrekt arbeitet. Ob der Hund zur Blutentnahme nüchtern sein muss oder nicht, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Wichtig ist, dass der Hund beim Organprofil und Blutbild nüchtern ist.

Bekommt der Hund bereits Thyroxin, sollte man das Blut ca. 4-6h nach der Tablettengabe abnehmen lassen. Bei nachfolgenden Blutuntersuchungen dann möglichst immer im gleichen Zeitraum, also z.B. nach 5 Stunden, wenn beim ersten Mal nach 5 Stunden Blut abgenommen wurde, damit die Werte vergleichbar sind.

Wie interpretiere ich die Laborwerte?

Normalerweise interpretiert der Tierarzt die Werte. Zu den Werten wird ein sogenannter Normalbereich angegeben. Also eine Ober- und Untergrenze, bis zu der Werte als normal angesehen werden. Bei den Schilddrüsenwerten hat sich herausgestellt, dass viele Hunde, deren Werte im unteren Bereich des Normalbereichs liegen, trotzdem Probleme mit der Schilddrüse haben.

Als Faustregel für die meisten Hunde gilt: Der T4-Wert sollte in der oberen Hälfte des Normalbereichs liegen. Vor allem bei jungen Hunden sind niedrige Werte ein deutliches Anzeichen für eine Funktionsstörung der Schilddrüse. Es gibt aber auch Hunde, die mitniedrigeren Werten ohne Probleme gut klarkommen.

Beim Normalbereich für T4 von 1,0-4,7 ug/dl würde ich persönlich bei Werten deutlich unter 3,0 und Fellproblemen, Ohrproblemen, und Verhaltensproblemen (Angst, Aggression) von einer Funktionsstörung der Schilddrüse ausgehen, die dringend behandelt werden muss, sofern keine anderen Krankheiten diagnostizierbar sind, die niedrige Schilddrüsenwerte zur Folge haben.

Die hier genannten Werte und der Normalbereich beziehen sich auf das Labor vetmed. Bei anderen Laboren können die Normalbereiche anders festgelegt sein und auch andere Einheiten für T4 angegeben werden.

Beim TSH-Wert gilt: Ist er an der oberen Normalbereichsgrenze oder sogar drüber, dann ist das ein sehr eindeutiges Zeichen, dass etwas mit der Schilddrüse nicht stimmt und dringend behandelt werden muss. Ist er normal, also deutlich unterhalb der angegebenen Grenze, so ist der Wert nicht aussagekräftig, man kann dann daraus weder ableiten, dass alles in Ordnung ist, noch dass die Schilddrüse krank ist. Um das zu beurteilen, werden die anderen Werte, insbesondere T4 benötigt.

T4-Wert liegt gut in der Norm, T3-Wert zu niedrig

Dies kann ein Anzeichen dafür sein, dass eine andere Krankheit vorliegt, die die Schilddrüsenwerte beeinträchtigt, wie zum Beispiel Leishmaniose aber auch andere Krankheitsprozesse. Es ist keinesfalls sinnvoll, in so einem Fall einfach T3 als Medikament zu geben! Sinnvoll ist eine genaue Diagnose und Behandlung der Krankheit, die die niedrigen T3-Werte verursacht.

Wie gebe ich das Thyroxin (Forthyron)?

Es gibt zwei Formen von Thyroxin für Hunde.

Forthyron in 200μg- und 400μg-Tabletten und Leventa, ein flüssiges Thyroxin. Normalerweise bekommt man vom Tierarzt die Forthyron-Tabletten. Einige Tierärzte verschreiben auch noch die Tabletten L-Thyroxin oder Euthyrox. Dies sind Menschenmedikamente, mit denen sich niedrige Dosierungen leichter einteilen lassen.

Die Tabletten werden in der Regel 2x täglich gegeben, tagsüber im Abstand von 10-12 Stunden.

Zwischen Tablettengabe und Fütterung sollte mindestens 30 Minuten liegen. Man kann die Tabletten auch mit dem Futter geben, aber dann kann es sein, dass eine höhere Dosis benötigt wird.

Welche Dosierung braucht mein Hund?

Diese Frage läßt sich nicht allgemein beantworten, sondern nur für jeden Hund einzeln.

Früher ist man davon ausgegangen, dass ein Hund mit maximal 20 μg/kg Körpergewicht gut eingestellt ist. 20μg/kg bei einem 30 kg Hund würde eine Dosis von 600μg bedeuten, also 2×300μg pro Tag. Damit kommen viele Hunde aber noch nicht gut klar. Sie brauchen mehr. Einige wiederum brauchen weniger.

Man beginnt mit 2,5 oder 5 μg/kg Körpergewicht und steigert dann alle 10-14 Tage um 2,5 bzw. 5 μg/kg Körpergewicht. Bei 30 kg Hund würde man bei 5μg/kg eine Anfangsdosis von 150μg geben. Aufgrund des Tabletteninhalts wäre eine Anfangsdosis von 200μg leichter zu dosieren. Die meisten Hunde mit 30 kg Gewicht vertragen 2×100μg ohne Probleme als Anfangsdosis.

Über die Maximal-Dosis gehen die Meinungen auseinander. Früher wurde von 20μg/kg Körpergewicht als Maximaldosis ausgegangen, nach meinen Infos von einer SD-Spezialistin gibt es aber Hunde, die bis 80μg/kg Körpergewicht brauchen und auch problemlos vertragen ohne Überdosierungserscheinungen.

Wann die „Wohlfühldosis“ des Hundes erreicht ist, kann man nur durch beobachten von Fell und Allgemeinbefinden, sowie dem Verhalten des Hundes feststellen. Hierbei kann ein Tagebuch, indem die Dosis und alle wichtigen Daten (Fellqualität, Ohrentzündungen, abnormaler Kot, Veränderung der Futterzusammenstellung, usw.) und Ereignisse (besseres/schlechteres Verhalten, bessere/schlechtere Ansprechbarkeit im Training, usw.) notiert werden, von grossem Wert sein.

Bei Dosiserhöhung erst die Morgendosis erhöhen, die Abenddosis belassen. Am nächsten Tag dann auch die Abenddosis erhöhen.Viele Hunde brauchen morgens eine höhere Dosis als abends. Das muss man durch beobachten rausfinden. Ist der Hund nachts ungewöhnlich unruhig, sollte man einen Dosierungsschritt bei der Abenddosis zurückgehen.

Manche Hunde kommen besser mit einer dreimaligen Thyroxin-Gabe klar. Das muss man im Einzelfall einfach ausprobieren. Die Dosis wird dann schrittweise verändert, indem man z.B. von der Abenddosis einen Teil auf Mittags gibt.

Woran merke ich, dass mein Hund zuviel Thyroxin bekommt?

 Anzeichen für eine Überdosierung sind:

  • starkes Hecheln in Ruhesituationen
  • Herzrasen (schneller Pulsschlag)
  • Durchfall ohne sonstigen Grund über längere Zeit
  • vermehrter Harndrang (mehr pinkeln als sonst)
  • speicheln

Außerdem: Deutliche Verhaltensveränderungen. Hierbei gilt es allerdings genau zu beobachten und zu dokumentieren, da z.B. negative Verhaltensveränderungen auch ein Anzeichen dafür sein können, dass die Thyroxin-Dosis nicht ausreicht.

Eine einmalige Überdosierung ist meistens unkritisch. Der Hund verstoffwechselt das Thyroxin viel schneller als ein Mensch und nach wenigen Stunden legt sich das Hecheln und/oder Herzrasen. Beim Hund geht man von einer Halbwertszeit des Thyroxins von ca. 12 Stunden aus, beim Menschen von 6-8 Tagen. Hunde können als Fleischfresser auch viel größere Dosis-Schwankungen unproblematischer überstehen, als Menschen.

Das Verhalten des Hundes wurde erst besser und jetzt wieder schlechter!

Das passiert oft in der Phase, in der man versucht, die für den Hund optimale Dosis zu finden. Es ist in den meisten Fällen ein Anzeichen dafür, dass die Dosis nicht mehr ausreicht und man um einen weiteren Schritt erhöhen sollte. Dabei darf man nicht vergessen, dass Verhalten auch eine gelernte Komponente hat. Nur durch die Tablettengabe wird sich bei vielen Hunden langfristig das Verhalten nicht ändern. Die Hunde werden aber durch eine ausreichende Versorgung mit Thyroxin oft überhaupt erst trainierbar und können lernen, was sie anstatt Angst- oder Aggressionsverhalten in einer Situation tun können.

Die T3 Werte (T3 und fT3) sinken, obwohl ich Thyroxin gebe!

Das geschieht meistens. Durch die Gabe von Thyroxin stellt die Schilddrüse ihre Funktion teilweise oder ganz ein. Das Thyroxin, was im Blut gemessen werden kann, stammt aus der Schilddrüse. Indem ich dem Körper Thyroxin gebe und die Schilddrüse quasi „entlaste“, liefert die Schilddrüse weniger oder gar kein T4 und T3 mehr. Die im Blut gemessenen T4-Werte geben den Spiegel wieder, der durch die Tabletten und evtl. eine Restfunktion der Schilddrüse erzeugt wird.

Die im Blut gemessenen T3-Werte sinken, weil weniger oder gar kein T3 mehr von der Schilddrüse her kommt. Die Umwandlung von T4 in T3 findet in den Organen (Leber, Lunge, Nieren) statt. Dieses T3 kann man aber nur sehr schwer messen, da man eine Biopsie des betroffenen Organs vornehmen müsste.

Epileptische Anfälle

Bei einem Hund, der epileptische Anfälle hat, empfiehlt es sich auf jeden Fall, die Schilddrüsenwerte bestimmen zu lassen. Hier kann ein Zusammenhang bestehen und es gibt die Chance, dass die Anfälle bei medikamentös gut eingestellter Schilddrüse seltener werden oder ganz aufhören.

 

 

Zitat:  Manche TA vermuten, dass ein Teil der als primäre Epilepsie eingestuften Erkrankungen als sekundäre Epilepsie aufgrund von Schilddrüsenunterfunktion einzustufen sind. Andererseits kann Epilepsie eine Schilddrüsenunterfunktion vortäuschen. Weitere Informationen speziell hierzu findet man in der Dr.-Arbeit von Thilo Freiherr von Klopman (s. u.).

Quelle:  http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/klopmannt_ss06.pdf

Quelle des obigen Zitats: http://www.yorkie-rg.net/forum1/viewforum.php?f=7
 
 
Kann man neben T4 (Thyroxin) auch T3 substituieren?Mein Hund bekommt Thyroxin, wann lasse ich Blutwerte nehmen zur Kontrolle?

Ja, man kann T3 in Form von Tabletten oder Dosen-Kehlkopffleisch dem Hund zuführen. Allerdings können, anders als bei Thyroxin, bei T3 auch schon sehr geringe Mengen zu einer Überdosierung führen. Wenn ein Hund zusätzlich zu T4 auch noch T3 bekommen soll, ist eine gute Betreuung durch einen kompetenten Tierarzt sehr wichtig und eine genaue Beobachtung des Hundes und Dokumentation von Dosis und Veränderungen.

T3 ohne T4 (Thyroxin) zu geben, ist in der Regel nicht empfehlenswert.

Blutwerte zur Kontrolle sollten erst genommen werden, wenn man mindestens 14 Tage auf einer stabilen Dosis ist. Also 14 Tage lang die gleiche Dosis jeden Tag gegeben hat.

Einige Tage vor der Blutentnahme sollte kein Kehlkopf und keine Geflügelhälse gefüttert werden, da sie schwankende Anteile von Schilddrüsenhormonen enthalten, die das Ergebnis der Blutuntersuchung stark verfälschen können. Meist kommen dann viel zu hohe T4-Werte heraus.

Auch bei Dosenfutter oder Fleischmix, das in den Tagen vor der Blutentnahme gefüttert wird, sollte man darauf achten, dass es keinen hohen Anteil von Kehlkopf oder Geflügelhälsen enthält.

Wenn der Hund gut eingestellt ist, reicht es meistens, 1-2x pro Jahr eine Kontrolle zu machen. So mache ich es zumindest. Wichtig ist darauf zu achten, dass die Blutentnahme immer zur gleichen Zeit nach Tablettengabe erfolgt, um vergleichbare Werte zu bekommen, da der Thyroxinspiegel im Blut sich auf- und wieder abbaut. Günstig ist die Blutentnahme 4-6 Stunden nach Tablettengabe.

Die Blutwerte sind aber nicht alles. Wichtiger ist das Verhalten des Hundes. Ob die Dosis noch ausreicht oder zu niedrig bzw. zu hoch ist, merke ich persönlich vor allem am Verhalten oder an der Fellqualität. Die Blutwerte sind dann eher eine Bestätigung für meine Beobachtung.

Wie lange muss mein Hund das Thyroxin bekommen?

Hunde mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse müssen die Tabletten lebenslang einnehmen. Bei den meisten SDU-Hunde, die ich kenne, ist das der Fall. Da die Tabletten keine gravierenden Nebenwirkungen haben, ist das aber unproblematisch für den Hund. Nur der Mensch muss halt immer dran denken, die Tabletten zu geben. Aber daran gewöhnt man sich schnell und es gehört bald zur Alltagsroutine dazu.

Bei Hunden, deren Schilddrüse durch eine andere Krankheit nicht genug Hormone produzieren kann, kann es sein, dass nach erfolgreicher Behandlung der anderen Krankheit, die Thyroxin-Tabletten reduziert oder sogar ganz ausgeschlichen und weggelassen werden können.

Bei Hunde, deren Schilddrüsenwerte durch massiven Stress beeinträchtigt wurden, kann es ebenfalls sein, dass nach Wegfall der Stressursachen sich die Werte bessern und man die Tabletten reduzieren oder eines Tages ganz weglassen kann.

Laut Aussage einer SDU-Spezialistin für Hunde ist aber bei der überwiegenden Mehrheit der Hunde eine Autoimmunerkrankung der Grund für Schilddrüsenprobleme und die Tabletten können nicht ausgeschlichen werden.

 

Claudia Münning

Letzter Stand: 21.10.2010